Ich möchte euch eine kleine Geschichte erzählen, eine Anekdote aus meiner Schulzeit. Damals besuchte ich die 10te Klasse einer Realschule.
Eines Tages kam unsere Computerlehrerin freudestrahlend auf uns zu: Die Schule hätte eine tolle neue Software gekauft, mit der unsere Arbeit viel effektiver werden würde als bisher. Voll Begeisterung führte sie uns ihr neues "Spielzeug" vor. Es war eine Software zur Überwachung und Fernsteuerung von Schülercomputern.
Dabei würden die Schüler gar nicht sehen, wann sie überwacht würden und wann nicht. Es sei sehr praktisch, da unsere Lehrerin nun nicht mehr bei jedem Schüler vorbeikommen müsse, sondern gleich eine praktische Übersicht über den Stand unserer Arbeit hätte. Außerdem könne so sichergestellt werden, dass wir auch wirklich arbeiten würden.
Ich war eine fleißige Schülerin und der Computerunterricht bereitete mir keinerlei Schwierigkeiten. Das Niveau war sowieso nicht sonderlich hoch. Meistens war ich schnell mit den Aufgaben fertig. Da ich zu Hause einen Breitbandanschluss hatte, nutzte ich die Schulrechner auch selten zum Surfen oder Ähnlichem. Ich hatte "nichts zu verbergen" und hatte auch kein Problem damit, wenn meine Lehrerin ab und zu vorbeischaute und mir beim Arbeiten zusah. Natürlich beeinträchtigte es ein wenig meine Konzentration, wenn jemand hinter mir stand, aber ich wusste ja auch immer, wenn das der Fall war.
Nun kam also meine Lehrerin mit ihrer "tollen" neuen Überwachungssoftware - und alles wurde anders! Ich hatte ständig das Gefühl, jemand würde auf meinen Bildschirm gucken und konnte dennoch nie sicher sein, ob das gerade der Fall. Es war dieses eklige Gefühl, es könnte mich jemand beobachten - jemand Unsichtbares. Diese unsichtbare Person sah mich, ich sah sie aber nicht.
Ab diesem Zeitpunkt war meine Konzentration dahin. Ich kann einfach nicht effektiv arbeiten, wenn ich ständig das Gefühl habe, jemand KÖNNTE mich beobachten. Soetwas macht mir ein schlechtes Gefühl im Magen. Ich bin dann nicht mehr ich selbst. Alles was ich mache unterliegt einer Selbstzensur. Ständig muss ich darüber nachdenken, was die beobachtende Person über das denkt, was ich da gerade mache. Genau so erging es mir damals auch. Statt zu arbeiten schrieb ich einen "offenen Brief" an meine Lehrerin, den sie vielleicht gelesen hat, wenn sie mich überwacht haben sollte. An arbeiten war nicht einmal zu denken! Und dabei war ich doch eine so anständige Schülerin!
Damals löste ich das Problem für mich, indem ich nach jedem Rechnerneustart das Programm temporär deinstallierte, um dann meine Seelenruhe zu haben. Meine Realschulzeit war sowieso schon beinahe um.
Aber was mache ich heute? Ich weiß es nicht, aber angesichts der Pläne eines gewissen Herrn Schäubles zur Onlinedurchsuchung zieht sich mir der Magen zusammen! Herrn Schäuble kann ich leider nicht deinstallieren. Wahrscheinlich würde auch gleich ein neuer nachwachsen. Dass ich als gesetzestreue und "anständige" Bürgerin nichts zu befürchten habe, das glaube ich nicht!
Es betrifft uns doch alle, es kann jeden treffen. Und was passiert, wenn meiner Regierung nicht mehr passt, was ich hier schreibe? Bin ich dann eine "linke Terroristin"? Werde ich dann 14 Tage in Gewahrsam genommen? Ich fühle mich schon länger nicht mehr sicher - dabei tu ich doch niemandem etwas! Sollen wir Deutschen alle zu angepassten Bürgern werden, die sich nicht mehr trauen, ihre Meinung zu vertreten? Hatten wir das nicht schon einmal?
Armes Deutschland - wo willst du mit uns hin? Wenn ich momentan Nachrichten lese wird mir schlecht! Ich lese sie trotzdem.
Eines Tages kam unsere Computerlehrerin freudestrahlend auf uns zu: Die Schule hätte eine tolle neue Software gekauft, mit der unsere Arbeit viel effektiver werden würde als bisher. Voll Begeisterung führte sie uns ihr neues "Spielzeug" vor. Es war eine Software zur Überwachung und Fernsteuerung von Schülercomputern.
Dabei würden die Schüler gar nicht sehen, wann sie überwacht würden und wann nicht. Es sei sehr praktisch, da unsere Lehrerin nun nicht mehr bei jedem Schüler vorbeikommen müsse, sondern gleich eine praktische Übersicht über den Stand unserer Arbeit hätte. Außerdem könne so sichergestellt werden, dass wir auch wirklich arbeiten würden.
Ich war eine fleißige Schülerin und der Computerunterricht bereitete mir keinerlei Schwierigkeiten. Das Niveau war sowieso nicht sonderlich hoch. Meistens war ich schnell mit den Aufgaben fertig. Da ich zu Hause einen Breitbandanschluss hatte, nutzte ich die Schulrechner auch selten zum Surfen oder Ähnlichem. Ich hatte "nichts zu verbergen" und hatte auch kein Problem damit, wenn meine Lehrerin ab und zu vorbeischaute und mir beim Arbeiten zusah. Natürlich beeinträchtigte es ein wenig meine Konzentration, wenn jemand hinter mir stand, aber ich wusste ja auch immer, wenn das der Fall war.
Nun kam also meine Lehrerin mit ihrer "tollen" neuen Überwachungssoftware - und alles wurde anders! Ich hatte ständig das Gefühl, jemand würde auf meinen Bildschirm gucken und konnte dennoch nie sicher sein, ob das gerade der Fall. Es war dieses eklige Gefühl, es könnte mich jemand beobachten - jemand Unsichtbares. Diese unsichtbare Person sah mich, ich sah sie aber nicht.
Ab diesem Zeitpunkt war meine Konzentration dahin. Ich kann einfach nicht effektiv arbeiten, wenn ich ständig das Gefühl habe, jemand KÖNNTE mich beobachten. Soetwas macht mir ein schlechtes Gefühl im Magen. Ich bin dann nicht mehr ich selbst. Alles was ich mache unterliegt einer Selbstzensur. Ständig muss ich darüber nachdenken, was die beobachtende Person über das denkt, was ich da gerade mache. Genau so erging es mir damals auch. Statt zu arbeiten schrieb ich einen "offenen Brief" an meine Lehrerin, den sie vielleicht gelesen hat, wenn sie mich überwacht haben sollte. An arbeiten war nicht einmal zu denken! Und dabei war ich doch eine so anständige Schülerin!
Damals löste ich das Problem für mich, indem ich nach jedem Rechnerneustart das Programm temporär deinstallierte, um dann meine Seelenruhe zu haben. Meine Realschulzeit war sowieso schon beinahe um.
Aber was mache ich heute? Ich weiß es nicht, aber angesichts der Pläne eines gewissen Herrn Schäubles zur Onlinedurchsuchung zieht sich mir der Magen zusammen! Herrn Schäuble kann ich leider nicht deinstallieren. Wahrscheinlich würde auch gleich ein neuer nachwachsen. Dass ich als gesetzestreue und "anständige" Bürgerin nichts zu befürchten habe, das glaube ich nicht!
Es betrifft uns doch alle, es kann jeden treffen. Und was passiert, wenn meiner Regierung nicht mehr passt, was ich hier schreibe? Bin ich dann eine "linke Terroristin"? Werde ich dann 14 Tage in Gewahrsam genommen? Ich fühle mich schon länger nicht mehr sicher - dabei tu ich doch niemandem etwas! Sollen wir Deutschen alle zu angepassten Bürgern werden, die sich nicht mehr trauen, ihre Meinung zu vertreten? Hatten wir das nicht schon einmal?
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